21. September 2014

Heimstätte für Brustkranke
























Außerhalb Berlins wurde zwischen 1900 und 1905 dieses Sanatorium für männliche Tuberkolespatienten als Teil eines großen Krankenhauskomplexes durch den Architekten Ludwig Hoffmann erbaut. TBC breitete sich in dieser Zeit in den überfüllten Städten wie dem wachsendem Berlin besonders schnell aus. Stilistisch greift der Bau viele Strömungen seiner Zeit auf; während die neobarocke Fassade an ein Schloß erinnert, sind in der zentralen Halle Elemente aus dem Klassizismus, der Neogotik und des Jugendstils nebeneinander vorhanden. In den Zwanziger Jahren wird es Klinik für lungenkranke Frauen, 1942 Luftwaffen-Lazarett, in der DDR Krankenhaus für Orthopädie und Rehabilitation; in den 1970er und 80er Jahren wird es mit den umliegenden Krankenhäusern der größte Krankenhauskomplex in Europa. Ab 1992 steht der Bau leer, auch wenn seit mehreren Jahren die Planung besteht, es zu einem Wissenschaftsinformationszentrum umzuwandeln. Das Gebäude ist weniger von Vandalismus betroffen als viele andere Orte und im Grunde gut verschlossen und nur durch Zufall ließ sich ein geöffneter Zugang finden, deswegen auch keine näheren Angaben zur Lage.

26. August 2014

Eisenhüttenstadt











Ursprünglich hieß der 1950 bei Fürstenberg neugegründete Ort Stalinstadt, der mit der Enstalinisierung 1961 aufgrund des ansässigen Einenhüttenkombinats in Eisenhüttenstadt umbenannt wurde und im Volksmund den Spitznamen Schrottgorod erhielt. Erbaut im Sozialistischen Klassizismus, abfällig auch als Zuckerbäckerstil oder Stalingotik bezeichnet, ist Eisenhüttenstadt die erste sozialistische Planstadt in der DDR, mit großzügigen Flächen, Straßen und Gebäuden, die sich noch sehr von der schnörkellosen Einförmigkeit der späteren Plattenbausiedlungen unterscheiden. Mitten in der Stadt steht das ehemalige City Hotel Lunik, das zur Zeit der DDR gut besucht war, nach der Wende geschlossen wurde und heute verfällt, symbolisch für eine Stadt, die aufgrund der abgelegenen Lage an der Grenze zu Polen unter Bevölkerungsschwund leidet. Das Lunik ist nicht mehr zugänglich, Pläne für eine weitere Nutzung haben sich auch hier zerschlagen. Außerhalb der Stadt, direkt an der Oder und der deutsch-polnischen Grenze steht die Ruine des Einheitskraftwerks Vogelsang, das ab 1943 von der Märkischen Elektrizitätswerke A.G. errichtet wurde. Durch den erhöhten Energiebedarf während des Krieges entwickelte das Rüstungsministerium den Plan, eine  ganze Reihe identischer Kraftwerke mit einheitlicher Technik zu bauen. Der Plan scheiterte aufgrund der steigenden Materialknappheit, nur im sogenannten Wernerwerk bei Vogelsang, errichtet von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen, fand Anfang 1945 ein Probebetrieb statt, zu einem regulären Betrieb kam es aber wegen der sich nähernden Front nicht mehr. Als die Rote Armee die Oder überschritt, versuchten Wehrmacht und Volksturm lange, das Kraftwerk zu halten, vor allem auf der östliche Seite des Gebäudes sind die Einschusslöcher der Artillerie noch sichtbar. Nach dem Krieg wurden die Anlagen demontiert und in die Sowjetunion gebracht und die Ziegelwände von der Bevölkerung abgetragen, so dass heute zum großen Teil nur noch die Betonkonstruktion steht. Ein Abriss nach der Wende des als einziges noch erhaltene Einheitskraftwerks konnte durch Naturschützer verhindert werden, da sich hier seit Kriegsende ein eigenständiges Biotop entwickelt hat.

23. Oktober 2013

Volkseigener Betrieb Kühlautomat





















Auf diesem Gelände wurden 1909 Flugzeug- und Maschinenhallen des neu eröffneten Motorflugplatzes Johannisthal-Adlershof für Flugzeuge errichtet; es bestand zwar schon das Flugfeld in Tempelhof, doch da es dort schon Hallen für Luftschiffe gab, wollte man an diesem Standort keine weiteren für Flugzeuge bauen. Mit dem 1923 erfolgten Ausbau Tempelhofs zum Flughafen verlor Johannisthal an Bedeutung, vor allem als Zivilflugplatz und wurde erst von der Deutschen Wehrmacht, nach dem Krieg von den sowjetischen Streitkräften weiter betrieben, seit 1952 nicht mehr genutzt und 1995 offiziell geschlossen. Heute gehört die Brachfläche zum Aerodynamischen Park in Adlershof. Die Fotos zeigen das Gelände der neben dem Flugfeld liegenden ehemaligen Luft-Verkehrs-Gesellschaft, auf das nach dem Krieg erst der SMAD einen Autoreparaturpark betrieb und ab Anfang der fünfziger Jahre der VEB Kühlautomat für die Herstellung von Gewerbe- und Industriekühlapparaten aufgebaut wurde. Zum Teil griff man bei der Produktion auf die in der Flugzeugmotorenherstellung entwickelte Technik zurück. 1958 wurde der VEB Kälte eingegliedert, der Betrieb erzeugte nun vor allem auch Großkühlanlagen für die Schiffstrawler der DDR-Fangflotte. 1967 wurde der VEB in die Vereinigung Volkseigener Betriebe Schiffsbau eingegliedert; VVBs wiederum waren eine Vorstufe zum konzernartig organisierten Kombinat. 1968 wurde er mit dem VEB Motorenwerk zusammengelegt, der so entstandene Betrieb produzierte jetzt auch Dieselmotoren für die Deutsche Reichsbahn. Nach der Wende ging der VEB in die Kühlautomat Berlin GmbH über und wurde der Treuhand unterstellt, 1994 an die GEA AG aus Bochum verkauft und mit der Zeit an den neuen Standort in Reinickendorf ausgesiedelt. Seit ca. 1996 steht das Gelände leer. Die Gebäude und Hallen sind ein Sammelsurium unterschiedlicher Stile und Epochen, einige stammen offensichtlich noch aus den Anfangsjahren als Flugplatz, so auch der wachturmartige Bau, der auf dem Flugfeld als Tower diente. Ein Teil der Anlage wird noch von angesiedelten Firmen und Betrieben genutzt, doch die leerstehenden Gebäude sind in einem schlechten Zustand, vor allem die Holzkonstruktionen: Werden Fenstern eingeschlagen, zieht Feuchtigkeit in die Gebäude, das Holz fault und bricht irgendwann zusammen.